„Oasch“ wird Weltkulturerbe

Wegen seiner unübertroffenen Ausdruckskraft hat die UNESCO entschieden, das Wort „Oasch“ – genau gesagt seine Verwendung in der Wiener Umgangssprache – zum immateriellen Weltkulturerbe zu erklären. „Wir haben etwa 3500 Sprachen und Dialekte weltweit untersucht“, begründet die UNESCO-Kulturkommission ihre Entscheidung: „In keiner von ihnen gibt es ein Wort, das auch nur annähernd so vielseitig und aussagekräftig ist und in nahezu allen Lebenslagen verwendet wird.“

Zu den hervorstechenden Qualitäten des Weltkulturerbe-Worts gehört es, dass es sowohl als Substantiv mit konkreter („a Oasch“ = ein Hinterteil) oder übertragener Bedeutung („a Oasch“ = ein mieser Typ) als auch als Adjektiv („des is oasch“, „a oasch Hawara“) und Adverb („oasch grennt“) sowie als Präfix zur Verstärkung („oaschkoid“) verwendet wird und imstande ist, auch komplizierte Sachverhalte exakt und umfassend zu beschreiben. „Ein Wiener“, heißt es in der 300-seitigen Begründung der UNESCO, „kann mit dem Wort ‚Oasch‘ erschöpfende Auskunft von seiner persönlicher Befindlichkeit über den Charakter seiner Mitmenschen und die Politik der österreichischen Bundesregierung bis hin zur allgemeinen Weltlage geben.“

Weiters erwähnt die UNESCO die Vielzahl an einschlägigen Ausdrücken wie „am/im Oasch sei“, „am Oasch geh“ – nicht zur verwechseln mit „in Oasch geh“ -, „im Oasch daham“, „fürn Oasch“, „beim Oasch“ oder „min Oach aufd Uhr schaun“. Obwohl vor allem zur Qualifizierung benutzt, lässt sich das Wort auch zur Quantifizierung („a Oasch voi“) einsetzen und mit nahezu jedem beliebigen anderen Wort zu spezifischen Aussagen kombinieren, wobei besonders häufig Verbindungen mit „lecken“ vorkommen, z.B. „ums Oaschleckn“ (minimal) oder „leck mi in Oasch“, was als Ausdruck der Verwunderung benutzt werden kann, vor allem aber in der sozialen Interaktion der Wiener unentbehrlich ist.

Einziges Manko ist, dass das Adjektiv „oasch“ keine Steigerungsstufen hat. Für Dinge und Sachverhalte, die mehr als einfach „oasch“ sind, gibt es aber Verstärkungen wie „voi oasch“, „echt oasch“ oder „ur oasch“.

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